Purpose und Vision: Nichts für Weicheier
Resilienz beginnt mit der Frage nach dem “Warum”. Ein klarer Purpose, also der Sinn und Daseinszweck einer Organisation, wirkt in unsicheren Zeiten wie ein innerer Kompass. Menschen sind sinngetriebene Wesen; nur mit einem überzeugenden Purpose wird es leicht, Mitarbeitende in stürmischen Phasen orientiert, engagiert und an Bord zu halten.
Organisationen mit einem gelebten Purpose ("Warum gibt es die Organisation") und einer inspirierenden Vision ("Wohin wollen wir uns als Organisation entwickeln?") können in der Krise Kräfte freisetzen. Denn ein gemeinsames Ziel stiftet Zusammenhalt: Wenn alle wissen, wofür sie morgens aufstehen, lassen sie sich von Widrigkeiten weniger entmutigen. Der Purpose verankert die Identität des Unternehmens, er gibt Richtung, wenn Pläne bröseln, und Halt, wenn Strukturen ins Wanken geraten. Er ist der Fixpunkt, an dem sich Mitarbeitende wie Führungskräfte in der Krise und der ihr eigenen "Mehrdeutigkeit" ausrichten können.
Wichtig ist jedoch, dass Purpose und Werte tatsächlich gelebt werden. Lippenbekenntnisse tragen nicht durch die Krise, im Gegenteil: Stimmen Anspruch und gelebte Realität nicht überein, erodiert das Vertrauen der Belegschaft, (traurige Beispiele sind der erschrockene Rückzug vieler Unternehmen aus der DEI-Bewegung).
Resiliente Organisationen zeichnen sich dadurch aus, dass ihr Purpose im Alltag spürbar ist: Wichtige Entscheidungen und tägliches Verhalten richten sich an der gemeinsamen Vision aus, und in schwierigen Momenten wird bewusst an den grundlegende Purpose erinnert.
So dienen Purpose und Vision als emotionaler Anker: Sie bestärken bei der Belegschaft das Bewusstsein, Teil von etwas Bedeutsamem zu sein, und dieses Gefühl trägt über Durststrecken hinweg. In der COVID-19-Pandemie zeigte sich beispielsweise, dass Unternehmen mit einer ausgeprägten „Wir haben eine Aufgabe“-Mentalität schneller improvisieren und innovativ handeln konnten – sei es ein Automobilkonzern, der plötzlich Beatmungsgeräte produzierte, oder ein Mittelständler, der seine Logistik einsetzte, um Krankenhäuser zu versorgen.
Der gemeinsame Zweck schweißt Teams zusammen und verleiht den außergewöhnlichen Anstrengungen Sinn. Purpose-getriebene Organisationen haben somit einen doppelten Vorteil: Sie motivieren ihre Mitarbeiter:innen und stärken deren Bindung – und sie gewinnen Vertrauen bei Kunden und Partnern, die spüren, wofür die Organisation steht.
Darüber hinaus werden Strukturen und Systeme konsequent daraufhin überprüft und entwickelt, ob sie Purpose und Vision in ihrem Kern tatsächlich abbilden und fördern.
Ein gelebter Purpose stärkt sowohl das "Wir" als auch das "Ich". Wer hier als Organisation ein glaubwürdiges Angebot macht, besitzt einen echten Resilienzvorteil.
Purpose ist der Ausgangspunkt – aber ohne eine belastbare Strategie bleibt Sinn wirkungslos. In der nächsten Resilienzdimension unseres strategischen Dreiecks beleuchten wir deshalb, wie Organisationen ihre strategische Ausrichtung krisenfest gestalten können. Es geht um Klarheit in der Zielsetzung, Flexibilität in der Umsetzung und die Fähigkeit, auch unter Unsicherheit handlungsfähig zu bleiben. Denn: Eine resiliente Organisation braucht nicht nur ein starkes „Warum“, sondern auch ein kluges „Wie“.
Im nächsten Artikel erfahren Sie:
Wie eine resiliente Strategie auch auf unerwartete Ereignisse vorbereitet
Warum strategische Klarheit nicht im Widerspruch zur Agilität steht
Welche Tools helfen, strategische Resilienz systematisch zu verankern
Stay tuned!