"Wie sollen wir planen, wenn wir nicht mal wissen, was nächste Woche passiert?"
Diese Frage höre oder lese ich gefühlt jeden Tag.
Meist von CEOs, die zwischen "Wir brauchen mehr Planungssicherheit!" und "Wir müssen agiler werden!" hin- und hergerissen sind. Als würden sie versuchen, gleichzeitig Gas zu geben und zu bremsen.
McKinsey-Studien zeigen: 38% aller digitalen Transformationsinitiativen scheitern in der Skalierungsphase - meist weil sie an starren Plänen festhalten statt flexibel zu reagieren.
Die schlechte Nachricht: Die Zeiten werden nicht ruhiger. Die gute Nachricht: Sie brauchen sie auch gar nicht.
Vergessen Sie die 200-Seiten-Strategiepapiere mit Fünfjahresplänen. Das ist Strategie-Museum. Heute brauchen Sie etwas anderes: Strategien als Hypothesen, nicht als Gesetze.
Alte Denkweise: "Wir analysieren alles, dann entscheiden wir, dann setzen wir um." Neue Realität: "Wir haben eine fundierte Vermutung, testen sie schnell, lernen dabei und justieren nach."
Das ist nicht weniger strategisch – das ist schlauer.
Maschinenbauunternehmen, 5.000 Mitarbeiter. 2019 haben sie ein Jahr lang ihre "Digitalisierungsstrategie 2025" entwickelt. Perfekt durchdacht, alle Szenarien berücksichtigt – außer einer Pandemie.
März 2020: Strategie obsolet. Neue Strategiediskussion in "kleiner Runde". Dauer: wieder acht Monate.
Währenddessen: Der Konkurrent hat alle drei Monate seine Annahmen überprüft und angepasst. Ergebnis? Er ist heute Marktführer im Bereich "Hardware and Services".
Statt: "Wir werden der führende Anbieter für KI-gestützte Lösungen." Besser: "Wir glauben, dass Kunden bereit sind, 15% mehr für KI-gestützte Lösungen zu zahlen, wenn sie nachweislich 30% Zeit sparen."
Merken Sie den Unterschied? Das zweite ist überprüfbar.
90-Tage-Zyklen statt Jahrespläne. Alle drei Monate fragen Sie sich:
"Was passiert, wenn..." wird Ihr bester Freund.
Für jedes Szenario haben Sie nicht den perfekten Plan, aber klare Entscheidungsprinzipien.
Beispiel aus der Praxis: Softwareunternehmen definiert nicht "Wir stellen 50 neue Entwickler ein", sondern "Wir investieren in Entwicklung, solange der Customer Lifetime Value das 3-fache der Akquisitionskosten beträgt."
Das ist flexibel und trotzdem klar.
Mittelständischer Dienstleister, 350 Mitarbeiter. 2022 war klar: "Irgendwas mit KI wird wichtig." Aber was genau?
Heute, zwei Jahre später: 40% höhere Margen durch KI-gestützte Services.
Nehmen Sie Ihre aktuelle Strategie und übersetzen Sie sie in Hypothesen:
Falls Sie das nicht können, haben Sie ein Problem. Dann ist Ihre Strategie ein Glaubenssatz, keine testbare Annahme.
Echtzeit-Strategie ist anstrengender als klassische Strategieplanung. Sie müssen ständig denken, hinterfragen, anpassen. Aber Sie bleiben am Leben.
Die Alternative? Perfekte Strategien für eine Welt, die es nicht mehr gibt.
Quellen: McKinsey & Company (2020) "Digital Transformation Survey"; Harvard Business Review (2022) "4 Common Reasons Strategies Fail"; BCG Strategic Agility Research
Frage an Sie: Wo haben Sie erlebt, dass schnelle Anpassung wichtiger war als perfekte Planung? Und wo tun Sie sich schwer mit dem Loslassen alter Planungsroutinen?
P.S.: Nächste Woche wird es praktisch: Wie Sie Strategien aus der PowerPoint-Hölle in die Realität bekommen – und dabei alle mitnehmen.