Schweigen oder Haltung zeigen? Warum Unternehmen beim Thema Werte zögern

Thomas Huber
25. Mai 2025

Die Logik der Wertepositionierung vs. die Realität der Unternehmenszurückhaltung.

Obwohl es, wie die Einführung zeigt, logisch fast zwingend ist: Was hält aktuell Unternehmen dennoch davon ab, sich klar zum Thema Werte zu positionieren? Warum diese Zurückhaltung in einer Zeit, die doch Transparenz und Authentizität geradezu einfordert? Nun,- genauso laut wird genau das Gegenteil gefordert. 
Deshalb zögern viele. Das Zaudern hat Gründe, die tiefer liegen als bloße Kommunikationsschwäche.

1. Angst vor dem Shitstorm: Das Damoklesschwert der öffentlichen Meinung

In einer polarisierten Öffentlichkeit kann jede klare Positionierung zum Bumerang werden. Wer sich für Diversity, Equality und Inclusion (DEI) stark macht, riskiert den Zorn konservativer Kreise oder die Häme derer, die "Wokeness" als Feindbild auserkoren haben – siehe die teils heftigen Reaktionen auf Kampagnen von Unternehmen wie z.B. Bud Light in den USA. 

2. Interne Uneinigkeit: Wenn Werte zur Zerreißprobe werden

. Werte sind keine mathematischen Formeln. Was für die eine Führungskraft ein unverhandelbarer Grundsatz ist, mag für den anderen nachrangig oder gar bedeutungslos sein. Und aktuell zeigt sich deutlich die schon früher oft beschworene "politische Spaltung von Gesellschaften": Während die Hälfte der Wählerinnen und Wähler immer noch klar auf demokratische und liberale Werte setzen, tendiert die andere Hälfte deutlich zu konservativ bis zu eindeutig rechts(extrem). Und diese Spaltung macht ja nicht an den Werkstoren halt. Eine klare Positionierung nach außen setzt für Unternehmen einen mühsamen, möglicherweise schmerzhaften Klärungsprozess nach innen voraus. Viele scheuen diesen Konflikt. Denn die Konsequenzen einer Positionierung wären … heftig!

3. Die Scheinheiligkeits-Falle: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Wer hohe Werte proklamiert, muss sie auch im Alltag einlösen und einfordern. Das kann anstrengend und teuer werden. Die Lücke zwischen Anspruch (z.B. Nachhaltigkeit) und Wirklichkeit (z.B. Lieferkettenprobleme) ist oft groß. Die Angst, als "Woke Washer" oder Greenwasher entlarvt zu werden, führt lieber zum Schweigen als zum Handeln mit Risiko. Gutes Beispiel hierfür ist die strategische Kehrtwende bei Mercedes Anfang April 2025: Die Rücknahme der Klima-Komponente bei den Manager Boni (nach nur 2 Jahren Gültigkeit) bewerten wichtige Investoren deutlich negativ und attestieren Mercedes ein "Glaubwürdigkeitsproblem"

4. Komplexität als Bremsklotz: Warum Wertearbeit unbequem ist

Echte Werte-Arbeit bedeutet, Geschäftsmodelle, Prozesse und Anreizsysteme zu hinterfragen und ggfs. neu auszurichten. Das ist aufwendig und kann kurzfristig wehtun. Es scheint deutlich einfacher, sich auf das bewährte Primat der Quartalsergebnisse zurückzuziehen. Und: Es steht die berechtigte Frage im Raum: wie viel Energie können Führungskräfte und Mitarbeitende aktuell aufbringen. Die Zeiten sind fordernd und anstrengend und die Positionierung und Arbeit mit Werten kommt „on top“. Doch genau hier wird es spannend: Welche Priorität setzen wir als Unternehmen?

Ausblick: Entscheidungshilfe für zukünftige Haltung und Führung

Für das Zaudern gibt es viele Ursachen. Im nächsten Teil unseres Schwerpunktes versuchen wir, eine Entscheidungshilfe dafür zu geben, mit welcher Haltung zu DEI und welchem Führungsansatz Unternehmen und Führungskräfte in die Zukunft gehen könnten. Es deshalb um die Frage, welches Führungsverständnis unser zukünftiges Handeln dem Unternehmen prägen kann.

Thomas Huber

Über mich

Thomas Huber. Versteht, dass sich Menschen, Teams und Unternehmen nur gemeinsam entwickeln und entsprechend systemisch ist seine Beratung. Mit Genuss und Neugier hat er eine ziemliche Expertise in allen drei Feldern entwickelt. Neben Strategieentwicklung, Changeprozessen und Teamentwicklung ist die Künstliche Intelligenz in all ihren Anwendungsformen sein Steckenpferd - nicht nur in der Strategieberatung.
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