Muster bremsen nicht, wenn wir sie klug einbinden

Thomas Huber
05. Oktober 2025

Heute: Ebene der individuellen Muster und Dynamiken im Projektteam.

Erfolg 1 nachdem Sie den ersten Tipps unseres letzten Blogs gefolgt sind: Ihr Projekt ist nun mit einem klaren Ziel und geteilter Verantwortung gestartet!

In den Teammeetings merken sie jetzt aber, dass manche individuellen Muster der Teammitglieder Ihres Projekts ziemlich ausdauernd sind. Das ist nicht schlimm, wenn sie bei der Arbeit hilfreich oder förderlich sind. Sind sie halt leider nicht immer ;-).

Menschen bringen ihre Geschichte mit. Manchmal sind es alte Verletzungen, manchmal das Bedürfnis nach Anerkennung oder Kontrolle. Manche tauchen lieber ab, statt Verantwortung sichtbar zu übernehmen. Und das ändert sich nicht von heute auf morgen. Auch nicht auf ihrer schönen gemeinsamen neuen Bühne.

Die einfache Lösung, solche Menschen zu „Blockierern“ zu erklären, hilft nicht weiter. Forschung und Praxis zeigen: Muster sind keine Launen, sondern Ausdruck von Bedürfnissen und Schutzstrategien. Wer sie ignoriert, verliert Zeit und Energie. Wer sie sichtbar macht, kann sie für die Veränderung vielleicht sogar nutzen.

Was tun?

Wie Muster in Bewegung kommen. 4 Ideen für Ihr Projektteam


Ebene der individuellen Muster und Dynamiken im Projektteam.
Fokus: Wie machen wir diese sichtbar? Wie können wir sie bearbeiten oder sogar nutzen?

  • Klärungsrunden. In vielen Projekten hängt etwas in der Luft, über das niemand spricht. Spannungen, unausgesprochene Kritik, kleine Spitzen. In einer Klärungsrunde wird all das ausgesprochen, ohne Diskussion, ohne Bewertung. Anfangs kostet das Überwindung, später schafft es Vertrauen. Energie, die vorher im Schweigen gebunden war, wird frei für die eigentliche Arbeit.
  • Geschichten nutzen. „Früher hat das nie funktioniert.“ „Bei uns war es schon immer so.“ Solche Sätze blockieren Projekte stärker als jeder fehlende Plan. Wer sie jedoch aufgreift, kann sie drehen. Indem Teams sich an gelungene Veränderungen erinnern. Indem negative Geschichten ergänzt werden: Wo gab es Ausnahmen? Oder indem sie eine gemeinsame Zukunftsgeschichte schreiben: Wie wollen wir in zwei Jahren über dieses Projekt sprechen? Narrative können bremsen... oder beflügeln!
  • Psychologische Sicherheit. Viele halten sich zurück, weil sie Angst haben, sich zu blamieren. Ein falsches Wort, ein unbequemer Gedanke, und schon ist man „die Person mit der blöden Idee“. Führungskräfte können hier den Unterschied machen. Wenn Fehler offen besprochen werden. Wenn auch leise Stimmen ausdrücklich eingeladen werden. Wenn klar ist: Kritik ist Beitrag, kein Angriff. Dann wird aus Schweigen Beteiligung.
  • Muster als Ressource nutzen. Die Dynamik einzelner Menschen kann auch eine Stärke sein. Machtspieler etwa, wenn sie die Rolle als Treiber für ein Ziel bekommen. Anerkennungssucher, wenn ihr Beitrag sichtbar gewürdigt wird. Abtaucher, wenn sie eine unverzichtbare Aufgabe übernehmen. Selbst verletzte Kolleginnen oder Kollegen können hilfreich sein, weil sie wie eine Frühwarnanlage für Stimmungen wirken. Entscheidend ist, dass diese Muster bewusst aufgegriffen werden, statt sie im Verborgenen arbeiten zu lassen.

2 Beispiele aus unseren Kundenprojekten

In einem Werk begannen alle Projektmeetings mit einer kurzen Klärungsrunde. Mit klaren Regeln und dem ehrlichen Versuch gegenseitiger unbedingter Wertschätzung. Anfangs war es mühsam, manchmal peinlich still. Doch nach einigen Wochen sprach das Team über Dinge, die zuvor tabu waren. Konflikte kamen früher auf den Tisch, die Zusammenarbeit wurde spürbar schneller.

Ein anderes Beispiel: In einem Konzernprojekt saß ein älterer Vertrauter des Chefs im Team. Fachlich stark, erfahren, aber zunehmend von gestern. Er verlor sich in langen Reden und blockierte Diskussionen. Unsere Lösung: Wir machten ihn zum Leiter einer Stabsstelle. Dort konnte er seine Erfahrung ausspielen, aber ohne direkten Einfluss auf das Veränderungsprojekt. Seine Kompetenz blieb, sein Muster blockierte nicht länger.

Nächste Woche: 

Blockaden entstehen, wenn Muster unsichtbar bleiben. Wer sie sichtbar macht, wer Geschichten umschreibt, Sicherheit schafft und Stärken einbindet, gewinnt Energie für das Projekt. Doch eine andere Frage bleibt: Wie verhindern wir, dass diese Energie nach einigen Monaten wieder versiegt? Darum geht es im dritten Teil.


Erste Schritte für Ihr Projekt

Probieren Sie eines dieser Formate im Alltag aus:

  • Beginnen Sie Ihr nächstes Meeting mit der Frage: „Was ist das Thema, über das wir heute eigentlich nicht reden, aber dringend reden müssten?“
  • Sammeln Sie im Team Geschichten, in denen Veränderung bei Ihnen schon einmal gelungen ist.
  • Fragen Sie sich: Welches Muster einer Person, das heute bremst, könnte morgen eine Ressource sein?



Thomas Huber

Über mich

Thomas Huber. Versteht, dass sich Menschen, Teams und Unternehmen nur gemeinsam entwickeln und entsprechend systemisch ist seine Beratung. Mit Genuss und Neugier hat er eine ziemliche Expertise in allen drei Feldern entwickelt. Neben Strategieentwicklung, Changeprozessen und Teamentwicklung ist die Künstliche Intelligenz in all ihren Anwendungsformen sein Steckenpferd - nicht nur in der Strategieberatung.
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