Wer heute über „Führung und KI“ spricht, landet schnell bei Toolvergleichen oder Prompt-Tipps. Das ist nicht der Kern.
KI ersetzt keine Führung. Wohl aber verändert sie die Bedingungen, unter denen Führung wirkt.
In vielen Organisationen war Führung lange eng mit Wissensvorsprung verbunden. Dieses Fundament bröckelt seit Jahren durch Expertenteams und komplexere, schnellere Märkte und hochspezialisierte Mitarbeitende. Mit KI fällt es endgültig: Wissen ist plötzlich breit verfügbar und ultraschnell. Und dabei nicht immer 100% zuverlässig.
Knapp wird deshalb nicht Information, sondern Orientierung und das Maß, an dem wir bewerten.
Forschende der Stanford University beschreiben diese Veränderung: Künstliche Intelligenz ist kein weiteres Tool im Werkzeugkasten der Führung, sie wird zunehmend Teil der strategischen Architektur selbst. Führungskräfte, so Stanford, stehen künftig weniger vor der Aufgabe, Informationen zu sammeln oder zu bewerten. Ihre Verantwortung liegt darin, zu entscheiden, wofür KI eingesetzt wird, welche Fragen sie beantworten soll und welche Grenzen gelten.
KI verschiebt den Fokus von „Wissen haben“ zu „Richtung geben“. Sie macht Entscheidungen datenreicher, aber nicht automatisch klüger. Genau hier beginnt Führung im eigentlichen Sinne.
Das führt uns zum ersten Punkt: Gute Führung bedeutet heute nicht, am meisten zu wissen, sondern den Kurs zu halten auch dann, wenn KI scheinbar alle Antworten kennt.
Führung heißt in diesem Kontext, den Kompass zu halten, während KI Daten liefert.
Stanford spricht von „human-centered AI leadership“. Führung, die Technologie nicht ersetzt, sondern ihr einen Platz im System gibt, ohne Verantwortung abzugeben.
Oder anders gesagt: KI soll (und muß) den Input geben. Aber Orientierung bleibt menschlich.
Und die Leitplanke dafür ist die Unternehmensstrategie. Sie dient als Leitlinie für alle Entscheidungen.
Führung übersetzt in dieser Betrachtungsweise die strategische Richtung in klare Team-Entscheidungen: Wofür setzen wir Ressourcen ein? Was lassen wir? Welche Kriterien gelten, wenn KI mehrere Wege aufzeigt?
Strategie wird so zur gelebten Entscheidungslogik und damit noch zentraler.
KI liefert Vorschläge, aber übernimmt selbst keine Verantwortung.
Wenn diese Lücke offen bleibt, entstehen Grauzonen: Wer entscheidet? Auf welcher Grundlage? Mit welchen Folgen?
Und genau hier entsteht die 2. Funktion von Führung im KI Zeitalter: Führung designt die Entscheidungsarchitektur:
KI beschleunigt Arbeit und verstärkt aber auch das, was da ist: gute Strukturen wie Schwächen gleichermaßen. Vertrauen oder Misstrauen.
2 Beispiele:
KI ist kein neutraler Beschleuniger. Sie verstärkt die Kultur, die sie vorfindet. Wenn Strukturen klar und Beziehungen tragfähig sind, macht KI alles schneller. Wenn sie brüchig sind, macht sie die Risse nur sichtbarer. Und: Die größten Unterschiede in der Wirksamkeit von KI entstehen nicht durch Technologie, sondern durch den Kontext, in dem sie eingesetzt wird (SHRM, 2024)
In diesem Umfeld braucht es Führung als Anker:
KI führt nicht. Aber sie verändert die Lage, in der Führung Haltung zeigen muss.
KI macht sichtbar, welche Führung trägt, wenn Wissen überall ist, das Tempo steigt und Verantwortung leicht „zerläuft“.
Gefragt sind: Orientierung aus Strategie, klare Entscheidungsarchitektur und kulturelle Verankerung.
Das ist der Hebel, mit dem Führung Bedeutung und Wirkung behält.
Ausblick auf Teil 2:
Im nächsten Artikel geht es um: Wenn KI blockiert statt befreit. (Und das zu verhindern Aufgabe von Führung ist)
Quellen:
3 Impulse für Ihre Organisation:
Reflexionsfrage:
Was davon passt zu Ihrer Organisation – und wo könnte ein erster Schritt liegen?